Sie sind zwischen 60 und 80 Jahre alt und leben zusammen unter einem Dach: 13 Frauen und Männer haben sich zum Projekt LeNa, lebendige Nachbarschaft, zusammengefunden. Nun plant die Bayreuther Wohnungsbaugenossenschaft (GBW) LeNa-2.
Von Gunter Becker BAYREUTH. 19.4.2024
Der Andrang war unerwartet hoch: Rund 40 interessierte Frauen und Männer nahmen das Angebot wahr und informierten sich am Mittwoch über das Projekt LeNa, Lebendige Nachbarschaft, das vor einem Jahr in einen Neubau in der Brahmsstraße eingezogen ist. LeNa ist ein Wohnprojekt von und für Seniorinnen und Senioren, das in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Bayreuther Wohnungsbaugenossenschaft (GBW) entstanden ist. Sie sind 13 Frauen und Männer, die im Mai 2023 elf Wohnungen in den drei Neubauten der GBW bezogen haben. Die Baugenossenschaft hat an dieser Stelle mehrere alte Gebäude abgerissen und durch modern eingerichtete Mehrparteienhäuser ersetzt. In der Planung wurden bereits die Belange potentieller älterer Mieter berücksichtigt. Die Häuser verfügen über stufenlose Eingangsbereiche, barrierefreie Aufzüge und bodengleiche Duschen. Alle Wohnungen sind barrierefrei. Die Fußbodenheizungen werden von Wärmepumpen gespeist, Mieter können ihre Elektroautos – falls vorhanden – an Wallboxen kostenlos auftanken. Die Wohnungen verfügen über große Balkone und Terrassen. Wer im Erdgeschoss wohnt, kann in seinem Gartenanteil Gemüse ziehen. Bushaltestelle und Apotheke sind fußläufig erreichbar. Für junge Familien dürften ein naher Kindergarten, die Schule St. Georgen und ein Bolz- und Spielplatz Anreize gewesen sein. Drei Häuser in Planung Das erfolgreiche Projekt LeNa soll fortgesetzt werden. GBW-Geschäftsführer Markus-Patrick Keil erklärte den Besuchern der beiden Info-Veranstaltungen im Aufenthaltsraum von LeNa das neue Bauvorhaben der GBW im Stadtteil Kreuz. Auf einem Areal zwischen Dr. Würzburger-Straße, Fröbel-, Ranke- und Fichtestraße plant die Genossenschaft den Bau dreier Mehrparteienhäuser sowie eines weiteren Gebäudes direkt an der Dr. Würzburger-Straße, das als neues GBW-Verwaltungsgebäude dienen wird, aber auch an Schüler und Auszubildende vermietet werden soll. Und damit eine Marktlücke schließen werde, wie Keil betonte. Denn Wohnungen für Jugendliche in Ausbildung seien nur rar gesät. Insgesamt würden 110 Wohnungen abgerissen und 120 Wohnungen gebaut. Je nach Marktlage und Zinssituation soll 2025 oder 2026 mit dem Bau begonnen werden. Wie im Falle der Seniorenhausgemeinschaft an der Brahmsstraße werde das für das Folgeprojekt – LeNa-2 – vorgesehene Gebäude ebenfalls über elf barrierefreie Wohnungen verfügen, berichtete der Geschäftsführer. Die zwölfte Wohnung werde der Hausgemeinschaft mietfrei als Treffpunkt zur Verfügung gestellt. Lediglich die Nebenkosten muss die Hausgemeinschaft tragen. Die Größe der Zwei- und Dreizimmerwohnungen beträgt 54 und 75 Quadratmeter, die Kosten betragen voraussichtlich zwölf, maximal 13 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnungen sind standardisiert, betonte Keil. Individuelle Wünsche werden aber auf Kosten der Mieter umgesetzt. Vorteil für jeden GBW-Mieter: Als Mitglied hat man ein lebenslanges Wohnrecht. Darüber hinaus gehört zu jeder Wohnung ein Kellerraum, es gibt einen gemeinsamen Waschkeller, in dem jeder Mieter seine eigene Waschmaschine aufstellen kann, zwei Fahrradkeller und ein Grillplatz. Und, sagte Keil schmunzelnd, auch ein Marmeladenkeller. Den gibt es in der Seniorenhausgemeinschaft Brahmsstraße tatsächlich, bestätigte Harald Meier, einer der drei Vorstandssprecher von LeNa. Es gebe Mitbewohner, die Schrebergärten bewirtschaften und die Ernte in Marmelade verwandeln würden. Gegen einen Obolus könne sich jeder an dem breiten Sortiment bedienen. Meier erklärte den Besuchern den Werdegang von LeNa: Diese „lebendige und unterstützende Gemeinschaft“ sei 2020 gegründet worden mit der Maßgabe, eine Wohnform zu entwickeln, die nicht mit der einer Wohngemeinschaft vergleichbar sei. Jeder solle in einer eigenen Wohnung wohnen und damit die Möglichkeit haben, sich zurückziehen und seine individuelle Lebensform leben zu können. „Jeder kann, keiner muss“, fasste Meier die gemeinsame Übereinkunft zusammen. Zum Beispiel an regelmäßigen Kochabenden in der Gemeinschaftsküche teilnehmen, zu denen er einlade. In einer Whatsapp-Gruppe tausche man sich aus, suche Begleiter zu Kino- oder Konzertabenden oder Ausflügen. Im 14-tägigen Abstand kommen die beiden Ehepaare und neun Singles zu einem Treffen im Gemeinschaftsraum zusammen, um Probleme und Anliegen zu besprechen. Bisher funktioniere alles gut, betonte Meier. Zwei Jahre bis zum Kernteam Als besonders wichtig hob Meier die Auswahl der späteren Mitbewohner hervor. Im Falle von LeNa-1 habe dieser Prozess rund zwei Jahre gedauert. Man habe sich regelmäßig getroffen, habe Ausflüge und Kurzurlaube miteinander verbracht. Im Laufe der Zeit und der Aktivitäten hätte sich ein Kernteam ergeben, dass heute in der Brahmsstraße wohne. Natürlich habe es auch Enttäuschungen bei abgelehnten Bewerbern gegeben. Herauskristallisiert habe sich eine gute Gemeinschaft, „in der wir uns gegenseitig helfen und unterstützen“, sagte Meier. Im Krankheitsfall werde der Mitbewohner von den anderen auch kulinarisch versorgt. Was die Gemeinschaft jedoch nicht leisten könne, sei die Betreuung von Pflegefällen. Seinen Zuhörern gab er den eindringlichen Rat, sich bei Interesse frühzeitig zu treffen, um über einen längeren Zeitraum die richtige Zusammensetzung der Gemeinschaft herauszufinden. Dafür sei es auch dringend notwendig, ein Leitungsteam zu etablieren, das sich um die organisatorischen Belange kümmere. Was die Gründung von LeNa-2 erleichtern helfe, so Keil, seien die Erfahrungen der Mitglieder von Lena-1. Von dieser „Blaupause“ können alle, die sich vorstellen können, in dieser Hausgemeinschaft zu leben, profitieren. Meier bot den Zuhörern jegliche Unterstützung an. Nur in einer Angelegenheit können weder er noch seine Mitbewohner noch die GBW unterstützend zur Seite stehen. „Loslassen, sich von Dingen trennen, die Sie all die Jahrzehnte in Ihrem Haus oder in Ihrer Wohnung begleitet haben und die Sie nicht mit umziehen können – das müssen Sie ganz alleine tun.“
→ → INFO: Weitere Infos zur Seniorenhausgemeinschaft LeNa gibt es unter www.lena-bayreuth.de. Die GBW ist zu finden unter www.gbw-bayreuth.de
Mit freundlicher Genehmigung der Kurier Chefredaktion
